Geschrieben von Sonntag, 03 Oktober 2010 12:11

August Burns Red, Blessthefall + Of Mice & Men - Hamburg, Logo


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Es ist einfach unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich mich im Februar geärgert habe, KATATONIA den Jungs von  AUGUST BURNS RED vorgezogen zu haben. Kurz danach hat die Band aus Manheim, Pennsylvania glücklicherweise eine Headliningtour für den Herbst angekündigt. Das war vor einem guten halben Jahr, und heute ist es schon so weit.
Da das Logo restlos ausverkauft wurde, ist es drinnen vom ersten Moment an unangenehm stickig und feucht, so dass von den Belüftungsschächten an der Decke mal wieder in regelmäßigem Abstand Wasser, oder eher gesagt Schweiß tropft. Das ist aber auch der einzige Nachteil an meinem Hamburger Lieblingsclub, wenn eine Show ausverkauft ist. Das Publikum besteht hauptsächlich aus sehr jungen Leuten, weit über die Hälfte ist männlich. Die anwesenden weiblichen Fans sind auch häufig nicht wegen des brutalen und technischen Metalcores des heutigen Headliners da, sondern um die beiden szenigen Supportbands OF MICE & MEN und BLESSTHEFALL zu unterstützen. 
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OF MICE & MEN
, die sich nach dem bekannten Roman des US-Schriftstellers John Steinbeck benannt haben, legen um 20:45 Uhr mit ihrem durch viele elektronische Samples unterlegten Post-Hardcore los. Die Kalifornier um ihren neuen Frontmann Jerry Roush, der Anfang des Jahres Gründungsmitglied und Ex-ATTACK ATTACK! Frontmann Austin Carlile ersetzte, sprühen nur so vor Energie und moshen zu ihren zerstörerischen Breakdowns regelmäßig im Takt, was absolut ansteckend ist. Die cleanen Vocals von Gitarrist Shayley Bourget überzeugen mich absolut, denn er hat teilweise etwas markant Kratziges in der Stimme. Am unterhaltsamsten ist allerdings der Bassist der Band, der während des Gigs urplötzlich mit seiner Bassgitarre aus dem Backstageraum kommt, um ein wenig im Pit oder kurze Zeit später am Merchstand weiterzuspielen. Außerdem sorgen seine groovigen Interludes für Abwechslung im sonst so klischeehaften und insgesamt etwas eintönigen Set der Kalifornier.

Live sind die Jungs aber auf alle Fälle mitreißend, und Sänger Jerry, der in der Schule ein wenig Deutsch gelernt hat, wirft, wenn er nicht gerade einen Kopfstand an der Säule in der Mitte der Bühne macht, ab und an auch mal ein paar deutsche Worte in den Raum. So ruft er beispielsweise „ABR ist Nummer Eins“, was das Publikum sich abguckt und den ganzen Abend über in regelmäßigen Abständen wieder aufnimmt – allerdings dann in Englisch. 

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Nach dem halbstündigen, kurzweiligen Set folgt eine 20minütige Umbaupause, bis um 21:40 Uhr BLESSTHEFALL mit einem bombastischen, kinofilmmäßigen Intro ihr Set eröffnen. Die fünf Jungs aus Phoenix, Arizona sind ebenfalls dem Post-Hardcore zuzuordnen, allerdings ist dieser wesentlich atmosphärischer und sagt mir persönlich eher zu als OMAM. Sänger Beau Bokan, der vor einiger Zeit Craig Mabbit ersetzte (der wiederum mittlerweile Sänger bei ESCAPE THE FATE ist), geht sofort auf Tuchfühlung mit der Menge und singt recht ordentlich, auch wenn der Sound teilweise zu wünschen übrig lässt. Im Gegensatz zu OF MICE & MEN verzichten BLESSTHEFALL fast komplett auf tiefere Growls, was den Sound etwas weicher und wahrscheinlich deswegen leichter zugänglich für uns Mädels macht.

Von der Songauswahl her liegt der Schwerpunkt eher auf dem neuesten Output Witness mit Songs wie „To Hell & Back“, „Skinwalker“, „God Wears Gucci“ oder „Witness“, aber mit „A Message To The Unknown“, „Rise Up“ und „Guys Like Us Make You Feel Bad“ haben es auch Songs vom Debüt His Last Walk ins Set geschafft. Zwischenzeitlich gibt es noch ein deutsches Geburtstagsständchen vom Publikum für den BLESSTHEFALL Bassisten Jared Warth, und nach einer knappen halben Stunde ist dann auch schon wieder Schluss. 

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Um 22:30 Uhr gibt es als Intro einen Remix des ROZALLA Euro Dance Songs „Everybody’s Free“, bis kurz darauf AUGUST BURNS RED brachial und tight ihr Set eröffnen. Die Jungs aus Manheim, Pennsylvania strotzen nur so vor Energie, der Sound ist druckvoll, und die wenigen, coolen Ansagen durch Sänger Jake Luhrs wirken authentisch und nicht aufgesetzt. Wahrscheinlich ist es auch genau das, was den Erfolg von AUGUST BURNS RED ausmacht, denn oft ist weniger einfach mehr. Die Jungspunde verzichten auf jegliches trendiges Styling, nur zwei tragen Tattoos, und auch sonst wirken sie einfach echt und nicht abgehoben. Aus der Menge gibt es zwischenzeitlich immer wieder „ABR Number One“ Rufe und anständige Circlepits, was den Saal temperaturtechnisch nur noch mehr zum Kochen bringt, aber das ist angesichts der tollen Stimmung mittlerweile auch völlig egal.

Leider ist heute der Sound nicht ganz so gut, und so ist besonders Sänger Jake bei den ersten Songs kaum zu hören. Ein Highlight für mich ist auf jeden Fall die Performance von „Indonesia“, meines Lieblingssongs, und auch hier verzichten die Jungs auf einen Einspieler vom Band für die cleanen Vocals, die sonst Tommy Rogers von BETWEEN THE BURIED AND ME beisteuert. Trotzdem sorgt der Song für eine tolle Atmosphäre, und auch das wahnsinnige Drummsolo von Matt Greiner kurz nach der viel zu frühen Pause ist ein Highlight an diesem tollen Konzertabend und wird von der durchgefeierten Menge mit gebührendem Applaus belohnt. Den Schluss bildet nach einer guten Stunde das tolle „White Washed“, und schon ist der Zauber wieder vorbei. Nach der Show begibt sich Sänger Jake wie gewohnt an den Merchandise Stand und steht geduldig für Fotos und Autogramme bereit.

Durchgeschwitzt und glücklich verlassen wir um kurz vor 12 das Logo, und ich weiß spätestens seit dem heutigen Abend genau, dass ich in Zukunft kein einziges Konzert dieser großartigen Band verpassen werde! „ABR Number One!“

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